Nein, Thomas Tuchel wird keine Fußballschuhe im Gepäck haben, wenn sich Borussia Dortmund heute Vormittag auf den Weg nach Sinsheim macht, um am Abend das Spiel bei der TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/Sky) auszutragen. Dabei fehlen Gonzalo Castro, Sokratis, Lukasz Piszczek, Sebastian Rode, Nuri Sahin, Neven Subotic, Roman Bürki und Raphael Guerreiro. Erik Durm, Marc Bartra und Shinji Kagawa sind fraglich.
Vor allem in der Abwehr wird es eng, dennoch wird der gelernte Verteidiger Tuchel nicht eingreifen. Zumal: „Gegen Sandro Wagner hätte ich nicht gerne gespielt.“
Man müsste vermutlich lange suchen, bis man einen Abwehrspieler findet, der gerne gegen den Hoffenheimer Stürmer aufläuft. Wagner ist ein unangenehmer Gegenspieler: einer, der sich aufreibt, der pausenlos austeilt und einsteckt, der provoziert und lamentiert und seinen 1,94 Meter großen und knapp 90 Kilo schweren Körper mit Wucht in jeden Zweikampf schmeißt. „Er spielt sehr körperlich und mit einer hohen Grundaggressivität“, sagt Tuchel. „Er legt die Bälle gerne direkt oder auf die Flügel ab, um dann bei der Flanke wieder im Strafraum zu sein.“
Treffsicherster deutscher Stürmer
Und dort trifft er. 17 Bundesligatore hat er im Kalenderjahr 2016 bereits für Hoffenheim und seinen Ex-Klub Darmstadt 98 erzielt, mehr als jeder andere deutsche Stürmer. Der 29-Jährige ist in der Form seines Lebens – und weiß das nur allzu genau: „Ich bin in meinen Augen seit einiger Zeit mit Abstand der beste deutsche Stürmer“, sagte er kürzlich der „Bild“-Zeitung. Ein Satz, der zum Image „großspuriger Lautsprecher“ beiträgt, das sich Wagner erarbeitet hat – etwa mit der Aussage, dass Fußballprofis zu wenig verdienen.
Schon beim FC Bayern München, bei dem er mit 19 Jahren debütierte, galt Wagner als ebenso beratungsresistent wie von sich überzeugt. Auf weiteren Stationen beim MSV Duisburg, bei Werder Bremen oder Hertha BSC gelang es ihm nicht, das Bild zu korrigieren.
Von den gegnerischen Fans wird so einer ausgepfiffen – die Hoffenheimer lieben ihn: „Ob die Sonne scheint oder es schifft, wenn der Sandro Wagner trifft, dann ist jedem Hoffenheimer klar, Europacup im nächsten Jahr!“, singen sie.
Endlich passen die Taten zu den Worten, unter dem fast gleichaltrigen Trainer Julian Nagelsmann hat sich Wagner spielerisch noch einmal deutlich verbessert – und bleibt doch unangenehm, was Trainer Nagelsmann genau so will: „Wenn ich an Real Madrid denke und ihre Spiele in der Champions League anschaue, dann machen es bei Real eben neun Spieler, bei uns macht es einer“, sagt er.
Immerhin: Bei Real Madrid gelang dem BVB ein 2:2. Gegen Hoffenheim soll es ein bisschen mehr sein – trotz Wagner.